Noch immer ist die soziale Lage für Kinder in Bosnien prekär. Deshalb un­terhält Schutzengel gesucht noch immer sein Kinder­heim Cantar Duga.

"Wenn man die Kinder sieht, wie sie bei uns mit leerem Blick ankommen und erlebt, wie sie wieder ins Leben finden - dann wissen wir, es hat sich gelohnt. Auch nach 20 Jahren ist die Arbeit der Schutzengel so wich­tig wie am ersten Tag. Daran besteht für Günter Prantl, Arno Heider und ihr Team kein Zweifel.
20 Jahre ist es her, seit sich die Schutzengel zum ersten Mal mit ei­nem Hilfsgüterkonvoi auf den Weg nach Bosnien gemacht hatten. Daraus entstand das Kinderheim Centar Du­ga, in dem zurzeit 19 Kinder leben. "Das Land kommt einfach nicht auf die Füße", sagt Günter Prantl, Vorsit­zender des Vereins Schutzengel ge­sucht.

Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die "vergessenen Kinder" im Großraum Bihac bei Adoptiveltern oder in Pflegefamilien unterzubrin­gen, um ihnen somit Normalität im Leben zu ermöglichen. 281 Kinder wurden seit Bestand des Kinderheims Centar Duga (Haus Regenbogen) auf ihrem Weg begleitet Die Kleinen kön­nen bis zu ihrem sechsten Lebensjahr in Centar Duga bleiben. Mit Beginn der Schulpflicht müssen sie den nachs­ten Schritt gehen - und der wird von den Schutzengeln best­möglich begleitet.

Alles begann vor zwei Jahrzehnten, als Arno Heider, Mitglied im Vorstand der Schutzengel im Zentralkran­kenhaus in Bihac ein Mädchen ent­deckte, das zwar gesund aussah, aber ständig mit dem Oberkörper hin und her wackelte. Die kleine Azra litt an Hospitalismus, einer schweren psychi­schen Erkrankung bei Kleinkindern. So entstand in der Gruppe die Idee, die Kinder aus dem "Verwahrungszimmer" des Krankenhauses wieder in ihre Familien zurückzu­führen.
Betroffenen Familien wurde mit Möbeln, Kleidung und Essenspaketen geholfen. Doch im Fall der kleinen Azra zeigte sich rasch, dass nicht nur Armut Ursache fur das Leid war. Der Vater war nach einem Kopfschuss im Krieg zum Al­koholiker geworden, die Mutter geistig behindert und unfähig, für ihr Kjnd zu sorgen. So ent­stand die Idee zum Bau eines Kinder­heimes. Im Jahr 1999 wurde Centar Duga eröffnet und auch Azra fand hier ein neues Zuhause.

Bis heute ist das Engagement der Schutzengel ungebrochen. Zurzeit leben zehn Mädchen und neun Jungen im Alter von wenigen Tagen im Haus Regenbogen. Betreut werden sie rund um die Uhr von zwölf qualifizierten Mitarbeiterinnen, hinzu kommt das Küchenteam plus Hausmeister. Um das Kinderheim am Laufen zu halten, werden pro Jahr rund 280 000 Euro benötigt. 100 000 Euro werden an Spendengeldern in Bosnien gesammelt, 180 000 Euro in Deutschland. Auf der Homepage von Schutzengel gesucht ist der aktuelle Spendenstand auf dem Spendenbarometer zu sehen. Aktuell liegt man bei 64 Prozent des nötigen Jahresbudgets.

Vor drei Jahren wurde der Förderverein Schutzengel gesucht gegründet, der den Hauptverein durch eigene Aktionen unterstützt. Erste Ansprechpartnerin hier ist dfie Vorsitzende Christine Ziegler. "Jede Spende kommt an", sagt sie. Seit jeher arbeiten die Schutzengel ehrenamtlich. Der Verwaltungsaufwand liegt unter 0,9 Prozent des Spendenaufkommens und wird aus den Mitgliedsbeiträgen finanziert. Vom Finanzamt als mildtätig anerkannter Verein können für Spenden auch Spendenquittungen ausgestellt werden.

Quelle: Neumarkter Tagblatt vom 07.12.2016