Admir Ljescanin [†]

"Schutzengel" trauern um Admir Ljescanin

Leiter des Kinderheims Centar Duga in Kulen Vakuf erlag mit nur 48 Jahren einem Krebsleiden – es geht weiter

Der Verein "Schutzengel gesucht" trauert um Admir Ljescanin. Der Leiter des Kinderheimes "Centar Duga" (Haus Regenbogen) starb am 18. April im Alter von nur 48 Jahren nach einem Krebsleiden im Krankenhaus in Bihac.

Bei einer Trauerfeier im Kulturzentrum der Stadt Bihac versprachen "Schutzengel"-Vorsitzender Günther Prantl (Freystadt) und Vorstandsmitglied Arno Heider (Schwabach) den Mitarbeiterinnen des "Centar Duga", dass "wir die Arbeit im Kinderheim im Sinne Admirs fortführen werden".

Admir Ljescanin lebte mit seiner jungen Frau und den Kindern von 1994 bis 1998 als Kriegsflüchtling in Schwabach. Er hatte im Balkankrieg zwei Brüder verloren und wurde deshalb aus der bosnischen Armee entlassen. Es war ihm immer ein Bedürfnis, Menschen und Kindern zu helfen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Und so organisierte er bald Hilfskonvois nach Bihac, einer Stadt, in der all die Menschen zusammenrücken mussten, die von serbischen Aggressoren aus dem Ljutocka-Tal (Kulen Vakuf) vertrieben wurden, in dem später die Kinderarche enstand.

Aus der Konvoi-Arbeit entwickelte sich "Centar Duga". Zusammen mit Admir Ljescanin forcierten Prantl und Heider das Projekt, das mittlerweile einen international guten Ruf genießt. Und so würdigte Arno Heider den Verbrobenen bei einer Trauerfeier in Bihac als "Motor, der für dieses Kinderheim gelebt hat".

"Er hatte die Fähigkeit, Menschen anzuleiten und zu führen", sagte Heider. "Ohne Druck un einfach durch seine Art, Admir zu sein." Ljescanin sei ein Mann gewesen, der in jeder Situation die passenden und manchmal deutlichen Worte fand, ohne sie jedes Mal auf die Goldwaage zu legen. Heider: "Er war offen, neugierig, entschlossen, ein Mensch voller Tatendrang – manchmal auch eigensinnig." Wenn es nötig gewesen sei, habe er sich gar mit Ministern angelegt. Aus Respekt und Sorge um die Schutzbefohlenen in "Centar Duga", die sonst keine Stimme gehabt hätten, die gehört worden wäre.

"Wir werden sein Lebenswerk in seinem Sinne fortsetzen, solange wir das von Deutschland aus leisten können", versprach Arno Heider und "Schutzengel"-Vorsitzender Prantl. Beide verneigten sich am Grab "vor der Lebensleistung dieses einzigartigen Menschen und vor allem Freundes."

Die Nachricht vom frühen Tod des Direktors von "Centar Duga", Juristen und diplomierten Marketing-Fachmannes verbreitete sich in dem 1000-Seelendorf Kulen Vakuf wie ein Lauffeuer, berichtete Arno Heider, der seinen Freund noch am Tag seines Ablebens im Krankenhaus Bihac besuchen konnte. "Der Ort stand unter Schock", empfand der frühere Redakteur der Nürnberger Nachrichten. "Wildfremde Menschen aus dem ort, die mich mit dem Kinderheim un damit mit Admir in Verbindung gebracht haben, weinten und umarmten mich."

Wohl 1000 Menschen erwiesen Admir Ljescanin auf dem Friedhof in Bihac die letzte Ehre. Dass zur Beerdigung ihres Mannes so viele Menschen aus Deutschland in die 820 Kilometer entfernte Hauptstadt des Kantons Una Sana angereist waren, wertete die Ehefrau des Verstorbenen, Sabina Ljescanin, als "überwältigenden Beweis der Freundschaft". Die Witwe wird viele Aufgaben ihres verstorbenen Mannes übernehmen. Die Arbeit müsse freilich auf mehrere Schultern verteilt werden, sind sich Prantl und Heider sicher.

Quelle: Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung; Schwabacher Tagblatt