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Dipl.-Psych. Dorothea berichtet ausführlich von ihren Beobachtungen über Azra

Ich vergleiche Azras Verhalten einmal mit den kurzen Videosequenzen, die ich bei Admir gesehen habe: Auf dem Video bewegte sie sich stereotyp schaukelnd von einem Bein aufs andere, der Blick wirkte nach innen gekehrt. Verglichen damit ist Asra in der Gruppe ein ganz anderer Mensch gewesen: lebhaft, auf die Menschen zugehend, viel Aufmerksamkeit einfordernd. Das ist erst einmal sehr positiv! Mir ist nur aufgefallen, dass die Aufmerksamkeit, die sie eingefordert hat, sich auf ihre alten aktiven Sinne bezogen hat: in den Arm genommen werden, aufgehoben werden etc. - also viel Hautkontakt, passive Gleichgewichtsstimulation, sicherlich auch Geruch etc. Ich glaube, für Azra wäre es wichtig, ihr gezielt die neuen Möglichkeiten des Sehens zu zeigen: Kann sie Bilder erkennen (die sind nämlich zweidimensional – sollte sie es nicht können, bringt es ihr schnell bei, bevor die sensible Phase der Gehirnreifung dafür vorbei ist!), sich Bilderbücher ansehen, malen ...? All das wird sie vielleicht erst ablehnen, aber führt sie unbedingt da heran! Wie ist sie eigentlich sprachlich? Ich habe nichts von ihr gehört. Bitte schreibt mir das! Ihr Kontaktverhalten ist auffällig und muss beeinflusst werden! Hat sie sich früher auch jedem an den Hals geschmissen? Wenn ja, ist das ungünstig, wenn nein, ist die momentane Distanzlosigkeit vielleicht Ausdruck ihrer neuen Lebhaftigkeit. Auf jeden Fall braucht sie klare Anleitung, zu wem sie gehört (nämlich zu euch!) und zu wem nicht (nämlich zu euren Besuchern). Vielleicht könnt ihr das durch Rollenspiel und Spiel mit Plüschtieren verdeutlichen: Die Bärenfamilie ist untereinander zärtlich, aber wenn der Herr Fuchs zu Besuch kommt, schmeißt man sich ihm nicht an den Hals, sondern: "Wer weiß, was man macht, wenn jemand Fremdes kommt?!" Man guckt ihm in die Augen/ins Gesicht (das muss Azra noch lernen! Es könnte sein, dass ihr Augenkontakt Mühe oder gar Angst macht – vielleicht könnt ihr das spielerisch mit ihr üben: wer kann mir in die Augen gucken?!); Man gibt ihm evtl. die Hand, oder Begrüßungsküsse oder vielleicht gar keine Berührung; Man sagt die Begrüßungsformel. Ansonsten habe ich gesehen, dass sie sich sehr für Farben interessiert. Das kann man gut kognitiv nutzen (sortieren), sprachlich (Farbnamen) und emotional (malen mit Farben).