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Schüler werden zu Kinderpaten

Die Grundschule Burggriesbach will eine Patenschaft für ein Kinderhaus übernehmen. Die Schüler lernen, sich sozial zu engagieren und mit Geld umzugehen.

BURGGRIESBACH.
„Dort in dem Land war mal Krieg und viele Familien wurden getrennt“, sagt Erstklässlerin Luisa Seitz. „Im Haus Regenbogen leben die Kinder dann bis sie sechs Jahre sind, dann werden sie adoptiert“, weiß Walburga Regensburger, die in die vierte Klasse der Grundschule Burggriesbach geht. „Und für das Kinderheim in Bosnien werden wir jetzt alle Paten.“


Die Burggriesbacher Grundschüler wissen genau, worum es bei dem Projekt geht, das vor einigen Wochen an ihrer Schule gestartet ist. „Es ist langfristig angelegt und soll eine dauerhafte Einrichtung an der Schule werden“, sagt Rektorin Eva Otto-Greiner. Schon seit vielen Jahren unterstützt die engagierte Pädagogin in unzähligen Aktionen den Verein Schutzengel gesucht. Jetzt wird eine neue Idee in die Tat umgesetzt: die Grundschule Burggriesbach wird Pate des Kinderheims Centar Duga in Bosnien.

Laufen für Spenden

Der finanzielle Grundstock hierzu wurde beim Schulfest gelegt, denn dieses stand ganz im Zeichen der groß angelegten Spendenaktion. Ein Sponsorenlauf wurde initiiert und die Kinder legten sich mächtig ins Zeug. Vorab hatten die Mädchen und Jungen im Familienkreis Sponsoren gesucht, die jede gelaufene Runde mit einem frei festzulegenden Betrag „bezahlen“. Und so wurde beim Fest Runde um Runde zurückgelegt und zugleich der Spendentopf immer voller. „50 Runden hat jeder geschafft“, erzählen Moritz Utz und Victoria Stegner voll Stolz, denn sie wissen, jeder Cent wird im Kinderheim dringend gebraucht.


So kamen schließlich mit allen weiteren Aktionen an der Schule über 2000 Euro zusammen. „Diese Summe ist das Grundkapital mit dem wir künftig wirtschaften können“, sagt Eva Otto-Greiner. Schüler und Lehrer legen nun gemeinsam einen Betrag fest, der monatlich an das Kinderheim in Bosnien überwiesen werden soll.


„Da heißt es planen und rechnen“, sagt Eva Otto-Greiner. Eine entsprechend gefüllte Säule in der Aula wird die Schüler stets über den aktuellen Stand ihrer Schulkasse auf dem Laufenden halten. „Das ist wie bei einer Firma. Die Kinder lernen zugleich, Geld zu verwalten, sehen, wann wir wieder eine neue Spendenaktion starten müssen und sind immer ganz mit eingebunden.“


Damit die Schüler auch wissen, für wen sie sich engagieren, waren Rosi Sippl und Arno Heider vom Verein Schutzengel gesucht zu Beginn der Aktion vor Ort in der Schule Burggriesbach. Sie hatten viele Bilder aus Bosnien mitgebracht, berichteten über das Haus Regenbogen, seine Bewohner, die Betreuer und die Lebensumstände.


Jede Klasse erhielt in den darauffolgenden Wochen verschiedene Themenschwerpunkte und recherchierte. Die Ergebnisse wurden dann den anderen Mitschülern in kleinen Präsentationen vorgestellt.


Schüler recherchierten
„Wie geht es uns? Wie geht es den Kindern dort?“ war Thema in der ersten Klasse. Luisa Seitz und Matthias Mößler erzählen, dass es auch heute in Bosnien nicht immer viel zu essen gibt. „Da sind heute noch Brücken kaputt, die im Krieg zusammengebrochen sind.“ So gut wie uns hier gehe es den Leuten dort nicht, wissen die beiden. Manche Kinder haben keinen, der sich um sie kümmern will und deshalb ist das Kinderheim so wichtig. Dort gibt es auch einen Spielplatz, zu dem jeden Tag die Mädchen aus dem Dorf kommen, um mit den Kindern zu spielen. „Die Eltern wollen die Kinder nicht und geben sie einfach im Krankenhaus ab“, sagt Luisa. Im Haus Regenbogen finden sie dann ein Zuhause.


Mit „Land und Essen“ beschäftigten sich die Zweitklässler. „Die Küche stammt viel von der Türkei ab“, sagt Victoria Stegner. „Wir haben da ganz viel gegoogelt“, erklärt Moritz Utz. Und so wissen die Kids, dass man auch in Bosnien Pizza und Döner isst, vor allem Pita ist beliebt, Cevapcici soll gut schmecken und: „Kaffee ist Pflicht, den gibt es immer.“ Das Land selbst ist „total bewachsen“. Dort leben Steinadler, Turmfalken und Schlangen.


Die Aufgabe der Drittklässler war es, sich zu überlegen, wie die Schule dem Kinderheim helfen könnte. Selina Köhnlein und Christina Feike berichten, dass allen klar war, dass vor allem Geld gesammelt werden muss, um den Kindern dort zu helfen. Die Frage war nur, wie macht man das am besten und was kann man tun, damit es keine einmalige Sache bleibt. So kam man auf die Idee mit der Patenschaft, denn als Pate ist man immer für den anderen mit verantwortlich.


Noch mehr in die Tiefe ging die Aufgabe der vierten Klasse, denn sie stellten zehn Kinderrechte auf, die nun auch an einer Sprossenleiter in der Aula nachzulesen sind. „Alle Kinder haben die gleichen Rechte“, betonen Walburga Regensburger und Jonas Eibner.


Spielen, künstlerisch sein, eine Ausbildung machen, mitbestimmen und sagen dürfen, was man denkt – all das ist in den Kinderrechten festgeschrieben. Schutz vor Gewalt und das Recht bei den Eltern zu leben oder sie zumindest treffen zu dürfen, auch das sind Kinderrechte.


„Wenn man sieht, was sich inzwischen im Projekt alles entwickelt hat, das ist wirklich gut“, sagt Rektorin Eva Otto-Greiner. „Alle, Schüler, Eltern, Lehrer sind mit Begeisterung dabei – besser hätte es wirklich nicht laufen können.“