NEUMARKT.Im Sommer dieses Jahres wurde in der 60 000-Einwohner-Stadt Cazin in Bosnien und Herzegowina ein Haus an eine sechsköpfige Familie übergeben, deren vorherige Unterkunft in Deutschland nicht einmal für einen Schweinestall getaugt hätte. Es war ein besonderes Projekt, denn erstmals war bei dem Hausbau die Kommune mit im Boot.

Familie musste evakuiert werden

Amela Toromanovic vom Sozialamt Cazin schickte im November vergangenen Jahres einen „Endlich nicht mehr auf dem Boden schlafen“dramatischen Hilferuf an Sabina Ljescanin, der Leiterin des Familienprojektes. Die Sozialarbeiterin befürchtete, dass das Haus der sechsköpfigen Familie Halkic im Winter zusammenbrechen würde, sollte es wie im Vorjahr heftig schneien. Sabina sah sich vor Ort um und entschied sofort, dass die Familie evakuiert werden muss und im Frühjahr mit der Sanierung des kleinen Hauses begonnen werden soll. Das Sozialamt fand für die Familie eine kleine Wohnung, für deren Mietkosten in Höhe von 100 Euro „Duga Care“ aufkam. Das Sozialamt hat nur geringe finanzielle Möglichkeiten.

Im Frühjahr gab es dann einen Gesprächstermin mit Bürgermeister Nermin Ogresevic, denn der sagte zu, dass sich die Stadt bei dem Projekt mit ihren Möglichkeiten beteiligen wolle. Es wurde zudem klar, dass „die Bruchbude“ (O-Ton „Schutzengel“-Vorsitzender Günter Prantl) nicht mehr zu sanieren war.

Stadt Cazin half bei Finanzierung

Die Stadt Cazin übernahm die Abbruchkosten für das baufällige Haus und die Entsorgung. Zudem sicherte Ogresevic zu, Kanal- und Wasseranschluss zu verlegen und sich um eine Baufirma zu kümmern, die nicht nur zuverlässig und sauber, sondern auch kostengünstig arbeitet.

Jasmin und Nedita Halkic bewohnen jetzt ein Haus, in dem nicht nur sie und die drei Kinder Emelin (2008), Almir (2011) und Ilir (2013) Platz haben, sondern auch die Oma Rahima und die immer wieder zu Besuch kommenden zwei Kinder aus erster Ehe von Jasmin Halkic. Der Vater ist weiterhin bemüht, Arbeit zu finden - er ist gelernter Bäcker – doch die Arbeitsmarktsituation ist in Cazin sehr schlecht. Zur Schlüsselübergabe war auch Vorstandsmitglied Arno Heider angereist, denn er wurde im vergangenen Jahr mit der „Ehrenplakette der Stadt Cazin für besondere Verdienste im Sozialwesen“ ausgezeichnet.

Großer Dank für das Engagement

Bei der Übergabe betonte Heider, dass letztendlich Cazin der Geburtsort des Familienprojektes „Duga Care“ gewesen sei. Für eine gehörlose Frau mit ihren zwei kleinen Kindern habe man schon 1997 eine Wohnung angemietet, um den Kindern den Besuch eines Kindergartens zu ermöglichen. Die Frau hatte mit den Buben weitab von der Stadt in einem Haus ohne Strom- und Wasseranschluss gelebt und konnte nur unverständliche Laute von sich geben, war also nicht in der Lage, Sprache zu vermitteln. Seit dieser Zeit bauten oder sanierten die „Schutzengel“ in Cazin fünf Häuser und betreuten über 20 Kinder im Familienprogramm.

Bürgermeister Ogresevic dankte „Schutzengel gesucht“ für das Engagement im Kanton Una Sana. Viele Kinder hätten durch das Kinderheim „Centar Duga“ den Sprung in eine „glückliche Zukunft“ geschafft. Und „Duga Care“ sei ein Garant dafür, dass sich bosnische Familien ohne Zukunftsperspektive nicht auf den Weg nach Deutschland machen, um dort Asyl zu beantragen. Die monatliche Unterstützung mit einem Lebensmittelpaket, die Übernahme der Stromrechnung, Kleiderspenden oder der Kauf von Schulartikeln und einer Busfahrkarte seien eine große Hilfe.

Informationen zum Projekt

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.schutzengel-gesucht.de. Spenden gehen an die Sparkasse Neumarkt-Parsberg, IBAN: DE 7776 0520 8000 0806 5294, BIC: BYLADEM1NMA

Quelle: Mittelbayerische Zeitung (veröffentlicht in Neumarkter Tagblatt) 
http://www.mittelbayerische.de/region/neumarkt/gemeinden/freystadt/schutzengel-halfen-bei-hausbau-21165-art1323233.html